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Kerngedanken aus dem Tenzo Kyokun (Anweisungen für den Zen-Koch) und Fushuku Hanpo (Das Dharma des Speisens) Von Rev. Tatsuzen Sato, Professor am Ikuei Junior College
Essen ist die grundlegenste Tätigkeit für den Lebenserhalt. Die japanischen Redewendung nichijo sahanj - wörtlich übersetzt: „die alltäglichen Angelegenheiten von Tee und Speisen” - bringt zum Ausdruck, dass wir keinen Tag ohne Essen sein können. Das gilt auch für Praktizierende des Zen. So finden wir in den buddhistischen Schriften Worte des Buddha wie, „Wir alle erhalten unser Leben durch Essen. Wir verlieren unser Leben, wenn wir nicht essen.” Oder: „Essen erhält uns am Leben, stärkt unsere Kräfte, verleiht ein gesundes Aussehen, überwindet Not und beendet Hunger und Schwäche.”
Erleuchtung bedeutet nicht, dass sich der Buddha in eine besondere Person verwandelt. Das Wort „Buddha” bedeutet „der Erwachte”, doch darüberhinaus hat es auch die Bedeutung von „bewusst werden”. Buddha verließ sein Zuhause, um sich den fundamentalen Problemen des Lebens wie Altern, Krankheit und Tod zu stellen. Er wurde sich der Wahrheit unseres Lebens bewusst. Er erkannte zutiefst, dass alles Leben auf dieser Welt voneinander abhängig ist und dass Leben nicht für immer in diesem Zustand bleiben kann, sondern dazu bestimmt ist einmal zu enden.
Wir sind voneinander abhängig. Deshalb sollen wir in Friede miteinander leben. Dieser Gedanke war dem Buddha sehr wichtig. Er betonte den mitleidenden Geist, der sich als Mitgefühl manifestiert.
Dieses Mitleid bezog er nicht nur auf den Menschen, sondern auch auf Tiere und Pflanzen.
Nun stehen wir vor einem großen Problem. Zum Erhalt unseres eigenen Lebens müssen wir andere Lebensform wie Tiere oder Pflanzen zu uns nehmen. Unser Leben können wir nur auf Kosten anderer wertvoller Leben aufrecht erhalten.
Buddha beschäftigte sich daher ernsthaft mit der Frage des Essens, die für ihn wesentlich mit der Art unseres Lebens verbunden war. Dabei fragte er nicht nur „was wir essen”, sondern richtete auch seine besondere Aufmerksamkeit auf “wie wir essen”. Ein Beispiel hierfür ist seine Lehre zu shomyojiki und jamyojiki, die Unterscheidung in Nahrungsmittel nach der Art ihrer Produktion und ihrer Beschaffung. Shomyojiki sind Nahrungsmittel, die auf dem rechten Weg beschafft werden und Gesundheit von Körper und Geist zugute kommen. Jamyojiki hingegen sind Nahrungsmittel, die durch unethisches Tun oder durch Betrug anderer Menschen beschafft werden.
Heutzutage werden zahlreiche Chemikalien eingesetzt, um den Ertrag der Felder zu steigern. Wir kultivieren Pflanzen und züchten Vieh ohne Rücksicht auf die Jahreszeiten und die Umwelt. Welche langfristigen Auswirkungen werden derart erzeugte Nahrungsmittel auf unsere Gesundheit haben? Wenn wir schon das wertvolle Leben von Tieren und Pflanzen für unsere Nahrung zu uns nehmen, so sollten wir dies in einer Weise tun, dass wir daraus den optimalen Nutzen ziehen.
Dogen Zenji hat die Lehre Buddhas über das Essen weiter vertieft. In seinen Schriften Tenzo Kyokun und Fushuku Hanpo gibt er dem Zen-Koch oder Tenzo konkrete und detaillierte Anweisungen für die Speisenzubereitung und unterweist uns darin, worauf wir beim Essen zu achten haben.
Das Tenzo Kyokun enthält sorgfältige Anleitungen für die Essenszubereitung, von der richtigen Zubereitungsweise für die optimale Nutzung der Zutaten bis hin zur Verarbeitung und Aufbewahung der Zutaten. Im Fushuku Hanpo erläutert Dogen Zenji detailliert die Bedeutung der Dankbarkeit beim Essen. So betont er etwa die Notwendigkeit Körper und Geist in guter Verfassung zu halten oder aufmerksam gegenüber den Menschen zu sein, mit denen man zusammen speist.
Im Tenzo Kyokun gibt Dogen Zenji etwa folgende Anweisung für das Reiswaschen:
Diese Sorgfalt müssen wir walten lassen, weil Kochen uns dazu bringen kann,
Im Fushuku Hanpo erörtert Dogen Zenji, mit welcher exakten Sorgfalt wir essen sollen:
…mach kein Geräusch beim Kauen. Schlürfe dein Essen nicht laut…
…wenn du etwas zwischen den Zähnen entfernen musst, bedecke dabei deinen Mund…
…wackel nicht mit dem Körper, umklammere nicht deine Knie, sitz nicht in der Hocke, gähne nicht und schneuze nicht laut…
…sprich nicht mit vollem Mund…
Wenn wir diese Dinge beachten, können wir:
Diese wenigen Beispielen mögen uns bereits aufzuschrecken, denn heutzutage leben wir so im Überfluss, dass wir leicht vergessen unser Essen mit Sorgfalt und Dankbarkeit zu behandeln.
Wie die Redewendung nichijo sahanji zum Ausdruck bringt, sind Kochen und Essen so alltägliche, sich wiederholende Akte, dass sie uns trivial erscheinen mögen. Deshalb achten nur wenige Menschen auf die wahre Bedeutung der Zubereitung und Aufnahme von Speisen. Der Akt des Essen jedoch, so unverzichtbar er für unser Überleben ist, hat eine ernste Bedeutung, denn wir empfangen darin das Leben von Tieren und Pflanzen. In diesem Sinne ist unsere Einstellung zum Kochen und Essen damit verknüft, wie wir unseren Geist und unseren Körper bilden.
Im Tenzo Kyokun stellt Dogen Zenji zusammenfassend fest, dass man einen Freudvollen Geist, Pflegenden Geist und Großherzigen Geist besitzen sollte. Freudvoller Geist bedeutet, beglückt über die Möglichkeit zu sein, eine so wunderbare Aufgabe wie die des Tenzo ausüben zu dürfen. Wer ein Tenzo wird, sollte sich so in seine Aufgabe vertiefen, dass er mit einem Pflegenden Geist die Speisen zubereitet – so wie sich Eltern der Pflege ihrer Kinder widmen. Großherziger Geist beschreibt die Fähigkeit, alles gleichumfassend einbeziehen zu können.
Das Fushuku Hanpo beinhaltet folgende fünf Verse, die vor den Mahlzeiten rezitiert werden: die Fünf Betrachtungen.
In diesen Worten sind alle wichtigen Punkte enthalten, die wir beim Essen berücksichtigen sollten.
Mehr und mehr Menschen interessieren sich in letzter Zeit für Fragen des Essens. Ihr Hauptaugenmerk ist allerdings auf die Ernährung gerichtet – vielleicht eine Widerspiegelung des Zeitalters der Völlerei. Ernährung ist natürlich wichtig, doch dürfen wir nicht vergessen, beim Essen an das Leben der Anderen zu denken. Wie Buddha uns gelehrt hat, sind unsere Leben miteinander verknüpft.
Jetzt stehen wir vor der Herausforderung ernster Umweltprobleme auf globaler Ebene. Gerade aus diesem Grund, sollten wir viele Dinge von den Ernährungslehren von Buddha und Dozen Zenji lernen. Wir essen nicht nur, um unseren Hunger zu stillen, sondern auch, um unser eigenes Leben in dem der anderen wiederzuerkennen.
Deshalb ist Essen für uns eine Übung. Eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der Frage, wie wir jeden Tag mit Sorgfalt essen können, wird uns helfen können, die Probleme unserer Zeit anzugehen.
…wenn der Koch den Reis begutachtet, soll er ihn zunächst auf Sand hin kontrollieren; wenn er den Sand begutachtet, soll er ihn zunächst auf Reis hin kontrollieren…
…der Koch soll sich nicht vom Spültisch entfernen, solange der Reis für das Mittagsmahl aufquellt. Er muss alles scharf im Blick haben, damit auch nicht ein Reiskorn vergeudet wird.